Tschüüs
Der letzte Tag, die letzte Nacht. Als ich hier ankam, da war ich froh. Ich erinnere mich noch genau an das Gefühl, das ich im Zug hatte. Es war frei, schwebend, offen, glücklich, gespannt. Vor allem gespannt auf die Menschen, die Nächte. Nach zwei Wochen war ich relativ ernüchtert. Die Stimmung war schlecht, die Leute einsilbig, die Läden teuer, von den Wohnungen mal ganz abgesehen.
Die Menschen. Ja, die Menschen. Komische Menschen. Ich war grantelnde, aber immer Herzen immer fröhliche Menschen gewöhnt. Menschen, die einem nicht den Rücken zudrehen, die einem Gesicht sehen, wenn sie mit einem sprechen. Die sagen, was ihnen nicht passt. Hier waren die Menschen anders. Rücksichtsloser, eingebildeter. Blender, Lügner, Schauspieler. So jedenfalls mein erster Eindruck. Aber dann geht man an der Alster entlang, sitzt im Mondschein an der Elbe, sieht die dicken Pötte an einem vorbei ziehen. Und man verliebt sich in diese Atmosphäre, will es gar nicht fassen, das man von Menschen umgeben ist, mit denen man nicht zurecht kommt.
Aber es gibt da auch die anderen. Sandra, Christiane, Ulli, Andreas, Matthias, Frigga, Steffi, Kristina, Alexandra, Stefan, Ronald, Anett, Annabell, Brigitte, Carmen, Cindy, Feli, Heinz, Lutz und vor allem Birgit, die mich die Hälfte der Zeit hier ausgehalten hat, obwohl sie wußte, das ich irgendwann gehen würde.
Nach zwei Jahren hätte ich gehen sollen. Aber so schnell gibt man nicht auf. Man kämpft weiter, auch wenn man weiß, das alles nur Fassade ist. In der Stadt, bei den meisten Menschen, und irgendwann auch bei einem selber.
Es tut mir trotzdem gerade ein wenig leid. Ich habe sehr schön gewohnt hier, und man fragt mich warum ich das alles aufgebe. Warum ich ohne rechte Zukunftsperpektive weg gehe. Die Antwort: Die Liebe ist weg. Wenn ich hier etwas sehe, dann sehe ich es mit Wehmut, nicht mehr Freude. Ich fühle mich wie jemand, der eine schöne Frau an seiner hat, und sie verlässt. Was hilft die ganze Schönheit, wenn man nicht mehr liebt?
Hamburg hat viel gebracht, aber auch sehr viel gekostet. So wie damals, so frei, so offen, so weltumgreifend werde ich die neue Stadt nicht betreten. Vielleicht ist das auch gut so.