Sonntag, September 30, 2001

Da isser wieder...


Wer erinnert sich noch an Ray Cokes? Der Ex-MTV Moderator ist wieder zurück, wie der Spiegel zu berichten weiß. Schön, das. Ich kann mich noch gut daran erinnern wie seine Show "Most wanted" zu den absoluten "Muß" bei MTV gehörte. Man hing gemeinsam vor der Glotze und gröhlte über jeden noch so schlechten Witz. Die guten Witze überwogen allerdings. Was der wohl in den letzten Jahren getrieben hat?
Don Dahlmann

Donnerstag, September 27, 2001

Laibach


Eine der interessantesten Künstlergruppen des ehemaligen Yugoslawien ist sicherlich die "Neue Slowenische Kunst" Gruppe (NSK) aus Laibach. Schon deren Gründung ist legendär. Ende der 70er Jahre nahmen sie an einem staatlichen Plakatwettbewerb für ein landesweites Sportfest teil. Zur ihrer eigenen Überraschung gewannen die Nachwuchskünstler den Wettbewerb. Aber auch die NSK hatte eine Überraschung parat. In ihrer Laudatio bekannten sie vor der stramm kommunistischen Jury, das sie das Motiv geklaut, bzw einfach kopiert hatten - von einem nationalsozialisten Plakat aus der Besatzungszeit. Das die gesamte Gruppe nicht sofort verboten und ins Gefängnis gesteckt wurde lag wahrscheinlich nur daran, das man seitens der Regierungsverantwortlichen selbst beschämt war.

Seitdem provoziert die Gruppe aus Slowenien fleißig in drei Gruppen. Das (mittlerweile mehrfach aufgelöste) Theater "Scipion Nasice Theatre", die bildenden Künstler "Irwin" und die musikalische Truppe um "Laibach". Zusammen ist man die "Neue Slowenische Kunst". Eine Richtung, die die Gruppe einschlägt ist schwer auszumachen. Grundsätzlich geht es um folgendes, wie Stephan Glietsch in der INTRO treffend zusammen gefasst hat:

Es geht um die Akzeptanz ästhetischer Werte wie auch Ideale. Sehen wir das Konzert als Teil des allumfassenden Konzeptes der NSK, und in diesem Sinne als Kooperation zwischen bildender Kunst, Musik, Theater und Rhetorik, wird die Ausrichtung des Projektes LAIBACH klarer. Es geht um die komplette Überwältigung der Zuschauer als Individuen und die Veränderung ihrer Lebensorientierung hin zu einer anderen Ordnung. Kunst stellt sich hier dar als Kollektivismus und Totalitarismus.
Im Deutschen ist "Totalitarismus" ein leidlich skandalöser Begriff. Deshalb müssen wir diesen, wollen wir darüber im Kontext LAIBACH reden, für einen Moment aus seinem historischen Zusammenhang herausnehmen, sei dieser nun Faschismus, Stalinismus oder Katholizismus. In diesem Fall wird Totalitarismus zu einem formellen Prinzip des rücksichtslosen Aneignens (von außerhalb) und autoritären Handelns (von innerhalb) und dadurch per se zur Ausübung von Macht, der Du Dich unterwirfst oder die Du kontrollierst ... oder im Idealfall beides zugleich. Wenden wir das an, z. B. auf das Phänomen der Liebe als einer allgemein gebräuchlichen Form des persönlichen Totalitarismus, wird deutlich, welche Art Faszination und Terror gleichzeitig an dieses Prinzip gebunden sind, denn alle Formen des Totalitarismus stehen - sowohl als Versprechen als auch als Bedrohung - in bezug zur Biologie der menschlichen Gesellschaft. Der Totalitarismus stellt vor allem an dem Punkt seine Grenzen deutlich heraus, an welchem wir versuchen, ihm zu entwischen. Dieses Prinzip, das eine tiefgreifende Form des „Life to the max“ verspricht, erfüllt sich durch Feindseligkeit und toleriert eben deshalb seine Gegner. Die fast schon überzogene Drastik des totalitären Konzeptes der NSK wird im LAIBACH-Slogan „Exorcism“ auf das trefflichste zusammengefaßt, diesem künstlerischen Ritual, in dem das Böse gerufen und gleichzeitig ausgetrieben wird.


Sprachliche Provokation spielt immer eine Rolle. Begriffe werden aus ihrem Zusammenhang gerissen. Viel Ärger kassierten Laibach für den Song "Geburt eine Nation", u a. auch für diese Textzeilen:

Ein Fleisch, ein Blut,
ein wahrer Glaube.
Eine Rasse und ein Traum,
ein starker Wille.
So recht mir eure Haende,
und gebt mir eure Herzen.
Ich warte.
Es gibt nur eine Richtung,
eine Erde und ein Volk.
Ein Leitbild.


Nich schön, der Text und Ärger der "linken" Musikerszene war der Band sicher. Peinlich nur, das der Originaltext von Queen ("One Vison") stammt und von Laibach einfach sehr "deutsch übersetzt wurde.

One flesh one bone
One true religion
One race one hope
One real decision
So give me your hands
Give me your hearts
I'm ready
There's only one direction
One world one nation
Yeah one vision


NSK nimmt bestehende Begriffe auseinander, führt sie ad absurdum und macht sie lächerlich. Sie bemühen sich Wertesysteme mit der ihr innewohnenden Rethorik auseinander zu nehmen. Das klappt manchmal vorzüglich, erheitert und erschreckt.
Mehr über die NSK gibts es hier, hier, hier, hier und hier.
Achja - einen eigenen Staat haben die NSKler gegründet. Einen Pass kann man sich bestellen und das interessante: Man kommt damit sogar durch Grenzkontrollen.
Don Dahlmann

Dienstag, September 25, 2001

Interessante Fragen


Erstaunlich was man so alles in Zeitungen dieser Tage findet. "Seit den Attentaten vom 11. September hat die Friedensbewegung einmal mehr unter Beweis gestellt, dass sie weder an Fakten noch an einem Mindestmaß an Logik interessiert ist.". Dies schreibt nicht ein konservatives Blatt, sondern Eberhard Seidel in der "tageszeitung". Und damit nicht genug "Im Gegensatz zur Friedensbewegung haben die USA bislang rational reagiert und sind nicht in die Falle gelaufen, die die Terroristen mit Sicherheit in ihrem strategischen Kalkül hatten. (...)Wer allerdings glaubt, der saudische Milliardär Ussama Bin Laden und sein Terroranhang könnten in absehbarer Zeit resozialisiert werden, der lebt nicht mehr in dieser Welt. Der hat weder dessen Strategien und Aktionen verfolgt noch den Hauch eines Schimmers über die Ausmaße des radikal-islamischen Netzwerks. Entschiedenes, auch militärisches Handeln bleibt unvermeidlich." Starker Tobak, der da zu hören ist und es zeigt auch deutlich, in welcher Klemme sich die Grünen befinden, deren eigentliche Wählerbasis sich ja mal aus der Friedensbewegung rekrutierte. Die "Süddeutsche Zeitung" zeigt ein Szenario auf, wie es innerparteilich im die Grünen und deren heimlichen Chef, Aussenminister Joschka Fischer, bestellt ist. "Fischer erwartet von seiner Fraktion, den bedingungslosen Bündnis-Kurs mitzutragen und einen Beschluss über die Beteiligung deutscher Soldaten an einem Militärschlag in Afghanistan zu unterstützen. Das bedeutet: Kommt bei einer Abstimmung die Regierungsmehrheit nicht zu Stande, ist erstens Rot-Grün am Ende und zweitens die Zeit Joschka Fischers bei den Grünen. Über seine weiteren politischen Ambitionen kann man spekulieren; über die Zahl der Gefolgsleute, die mit ihm gehen, auch." Doch was bleibt von grüner Glaubwürdigkeit an der Basis nach der Kosovo-Krise und einem möglichen Militärschlag der Nato-Staaten im Nahen Osten noch übrig? Joschka Ficher als "elder Statesman" mag nicht mehr so recht zum grünen Selbstverständnis passen. Aber vielleicht paßt das grüne Selbstverständnis auch nicht mehr in diese Zeit.

Die "Welt" hat auch was beizutragen. Vier Szenarien, die die Welt in zehn Jahren zeigen. Hier zum direkten nachlesen: Szenario 1, Szenario 2, Szenario 3, Szenario 4.
Don Dahlmann

Montag, September 24, 2001

Ächz


Will ich in einer Stadt wohnen, in der ein Rechtspopulist von jedem fünften Bürger gewählt wird? Ich glaube nicht...
Don Dahlmann

Samstag, September 22, 2001

Lesen!


Alles begann ganz harmlos: Eine versäumte Medizin-Klausur, eine kleine Lüge, die größere nach sich zog, und der Student Jean-Claude Romand kam aus dem Tritt. Um den schalen Geschmack seiner Erfolglosigkeit zu kaschieren, entwickelte er ein Doppelleben: Jahre später glaubte jeder in dem zweifachen Vater einen Arzt der Weltgesundheitsorganisation zu sehen. Nach außen ein gelungenes Leben, aber nichts war echt. Schließlich treibt die unablässige Mimikri ihn in die Ecke, er löscht seine Familie aus und will sich selber richten: Amok. Die Abgründigkeit dieser Geschichte scheint von Dostojewskij zu stammen, und doch hat sie sich 1993 in einem kleinen französischen Ort an der Schweizer Grenze zugetragen. Vor aller Augen entspannte sich eine Tragödie und niemand, nicht einmal die Ehefrau, hatte nur das geringste geahnt. War da kein Spalt im Leben? Diese Frage ließ Emmanuel Carrère nicht los. Es gibt viele dieser Fälle, und fast nie haben wir eine Chance hinter die Geschichten zu schauen. Doch Carrère gelang es - mit Distanz und psychologischen Gespür entdeckt er uns die Innenwelt einer gigantischen Lüge, die unausweichlich tragisch endete.

Bei Amazon.

Don Dahlmann

Geht wieder


Dank Ines geht die Kommentarfunktion auch wieder. Danke!
Auch ich gehe wieder nach meinem Krankenhausaufenthalt. Es ist immer wieder erstaunlich wie eine plötzliche Unterbrechung der Lebensumstände einen geistig durchschüttelt. Als ob jemand den Reset-Button im Kopf gedrückt hat. Alles formiert sich im Kopf neu und man überdenkt seine Lebensumstände. Der Schritt vom Leben hin zum Tod ist ein kurzer und es macht schon Sinn, wenn man sich dessen ab und an mal bewußt wird.
Don Dahlmann

Donnerstag, September 20, 2001

IRA, PLO etc


Bezugnehmend auf dieses Statement.
Ich habe die IRA nicht mit der Organisation von Osama Bin Laden verglichen. Zumindest nicht in der Art und Weise ihrer Organistaion. Bin Laden ist nicht blöd und er hat eine Menge gelernt.Soweit man weiß, hat er eine dezentrale Organisation aufgebaut. In jedem Land sitzen autarke Zentren, die Informationen sammeln und ein gemeinsames Ziel verfolgen. Diese Organisationweise hat er im übrigen dem israelischen Geheimdienst Mossad abgeschaut. Die versorgen sich auch über jüdischen Zentren mit Informationen und benötigen deswegen auch nicht so einen langsamen und aufgeblähten Dienst wie die CIA. Ein weiterer Vorteil: Wird ein Zentrum aufgelöst, existierten dutzende von anderen, sehr kleinen und beweglichen Zellen weiter.
Mein Vergleich bezog sich auf die Art und Weise, wie man Glauben und Religion für seine Mittel einsetzt. Wie man im Namen Gottes, unschuldige Zivilisten tötet. Auf eine Haarspalterei laße ich mich da nicht ein. Mir ist es letztendlich wurscht, wer mit welcher Begründung, wen umbringt. Letztlich bleibt es Mord. Es gibt keinen "guten Krieg". Es mag Gründe geben, die ein Blutvergiessen rechtfertigen, aber die sind ja nun wirklich dünn gesäät. Die IRA hat sich poltisch wie inhaltlich schon lange selbst überlebt, auch wenn ihr Anliegen nach durch diverse "bloody Sundays" einmal einen "gerechten" Anlass gehabt haben dürfen.
Gehe ich aber von Deiner Argumentation aus, dann hat auch ein islamistische Terrorbewegung, ganz gleich ob sie in Palästina oder im Iran sitzt, das gleiche Recht ihren Bedürfnissen mittels Bomben und ähnlichem Aufmerksamkeit zu verschaffen.
Don Dahlmann

Komisch, das


Alles was ich seit einer Woche im TV höre oder in Zeitungen lese ist folgendes: "Der/die mutmassliche Attentäter." oder "Es deutet daraufhin das islamische Fundamentalisten..." oder "Man fand einen Koran, der vermutlich der einem der Attentäter gehört" Ich finde das etwas dünn. Wenn ich nun eine Bombe zünden will, muß ich also nur noch einen Koran am Tatort hinterlassen, und die Schuldfrage ist klar?
Auch das eine gewisse Anzahl Araber an Bord der Flugzeuge waren, ist ja nun kein Beweis.
Genauso könnte ich nun behaupten, es seien die Israelis gewesen, die sich in die Türme gestürzt haben, (es würden sich sicherlich genügend Juden an Bord eines amerikanischen Flugzeuges findes) damit die Amerikaner, mal so richtig im Nahen Osten aufräumen.
Selbst das Argument: "Das waren die Amis selber, damit sie den Nahen Osten, und damit ihre Abhängigkeit vom Öl besser unter Kontrolle haben" hat eine gewisse Logik. Von mir aus auch: Das waren Alt-Nazis, die sich für den verlorenen Weltkrieg rächen wollen. Denn Deutschen waren ja an Bord, und denn wenn suchen würde, war sich ein Familienmitglied von jedem mal in der NSDAP.
Alles Blödsinn....
Wenn es denn Handygespräche aus dem Flugzeug gab, die aufgezeichnet wurde, warum heißt es in diesem immer: "Sie haben das Flugzeug" und nicht "Da sind Araber, die das Flugzeug entführen?"
Das ganze ist einfach so glatt. Kaum sind die Türme zusammen gebrochen, heißt es "Bin Laden!" Warum nicht "Bescheuerte linksextreme Globalisierungsgegner, die sich für Genua rächen?"
Wenn denn alles so klar ist, warum legen die Amis der Presse nicht Beweise auf den Tisch? Wo es doch sovieles geben soll, das gegen bestimmte Gruppen sprechen soll. Ich verstehe das nicht.
Mich erinnert diese Art der Berichterstattung sehr stark an die, die wir während der Kosovo-Krise erlebt haben. Da plapperten die Medien wochenlang auch nur nach, was die Nato durch ihren Sprecher Jamie Shea verlauten ließen. Erst als der ganze Mist gelaufen war, entdeckten die Medien, das der "Hufeisenplan" eine Propagandaerfindung der Nato war. Wie in den 70er/80er Jahren, als alles was passierte, die RAF war, auch wenn der Verfassungsschutz das "Celler Loch" selber gesprengt hatte.
Manchmal habe ich das Gefühl, das man selbst bei so einem Ereignis, für dumm verkauft wird.
Don Dahlmann

Dienstag, September 18, 2001

Funken des Misstrauens


Islam hin, Christentum her. Beide tun sich nicht viel in ihrem Fanatismus. Ob die Islamisten Attentate verüben oder die IRA Brandbomben in Richtung eines Kindergartens wirft, ist ja nun egal. Fanatismus als solcher ist immer ein Krebsgeschwür. Sicher müßen sich auch die USA fragen lassen, woher der Hass auf ihr Land eigentlich kommt. Ihre paranoide Sicherheitspolitik, ihre arrogante Aussenpolitik, ihr imperialistisches Gehabe und die Eingriffe in souveräne Staaten (Chile, Vietnam, Libanon z.B.) hat sicher nicht zu ihrem guten Ruf beigetragen.
Doch etwas verstehe ich nicht.
In den arabischen Ländern regt man sich darüber auf, das die Amerikaner nun mit Waffengewalt drohen, nachdem das WTC eingestürzt ist. Das WTC repräsentierte die Wirtschaftsmacht und das Denken der Amerikaner. Das amerikanische Volk hat keine Ideologie, es ist eine. Ergo waren die beiden Türme des WTC so etwas wie eine Kathedrale, ein sakrales Gebäude aller erster Güte, dessen Zerstörung die Menschen in den USA dementsprechend innerhalb ihrer religiösen Seele trifft. Was wäre wohl passiert, wenn die IRA die Kabaa in Mekka in die Luft gejagt hätte? Wie hätten dann die muslemischen Völker reagiert? Hätten sie mit den Schultern gezuckt? Hätten Sie ihre Armeen in den Kasernen gelassen? Wohl kaum. Wahrscheinlich hätten sich die westlichen Staatslenker in den arabischen Ländern die Klinke in die Hand gegeben und sich mit Entschuldigungen und Wiederaufbaumitteln gegenseitig übertroffen. Haben die arabischen Staaten so etwas in der letzten Wochen unternommen?
Mit Verlaub: Mir erscheint die Reaktion der arabischen Welt teilweise recht arrogant. Es ist eine Spekulation, aber ich bin mir nicht sicher, ob die Länder islamischen Länder anders reagiert hätten, wenn die Geschichte in Deutschland passiert wäre. Und das wundert mich.
Aber etwas verstört mich: Diese gerade formulierten Gedanken stören mich, denn sie beweisen, das man beginnt in "Lagern" zu denken. Daß das Vertrauen in eine friedliche Koexistenz, in der Überwindung religiöser Unterschiede, massiv bedroht ist. Das der Funke des Misstrauens nun in uns wohnt.
Don Dahlmann

Wohin, woher?


Folgenden Auszug eines Artikels fand ich im Forum:

"Warum siehst Du den Dorn im Auge des anderen, aber den Balken in Deinem eigenen nicht?"
Das World Trade Center ist eingestürzt. Das Pentagon brennt. Die Wall Street steht noch und macht weiter wie bisher. Der Bundeskanzler redet von einer "Kriegserklärung gegen die zivilisierte Welt". Die Politiker versuchen sich gegenseitig zu übertreffen in ihrer Betroffenheitsrethorik: "Die Werte des christlichen Abendlandes sind in Gefahr..." durch diesen "Angriff auf Freiheit und Demokratie..." "verabscheut von allen friedliebenden Völkern...". "Jetzt, wo die Welt immer mehr zusammenrückt...", "zeigt sich die Verwundbarkeit der offenen Gesellschaft...", ein Beweis dafür, das "wir unsere Sicherheitskonzepte neu überdenken müssen!".
Mir dreht sich der Magen um, ich möchte auf die Straße rennen und brüllen: Lügner, Heuchler! Denn wenn ich mich umschaue, sehe ich nur einen Wert, der das christliche Abendland wirklich zusammenhält: grenzenlose GIER! Sie schaut mich von jeder Werbung an, die mir zuruft: Lass Dein Geld bei uns. Sie bestimmt das Verhalten von Arbeitgebern und Käufern, die alle nur eines wollen: Für möglichst wenig Geld möglichst viel Leistung. Die Gier der "Volksvertreter", die nach immer schärferen Gesetzen schreien, doch die sich - je weiter oben, desto schamloser - bereichern. Ich sehe sie in der Blutspur, die die Multis in der 3. Welt hinterlassen und die bisher mehr Menschenleben gekostet hat, als wenn man ganz New York in die Luft sprengen würde. Der gnadenlosen Konkurrenzkampf der Konzerne untereinander, in Form von Wirtschaftskriminalität, Bestechung und Abwerbung, alles nur aus Gier. Sie ist Triebkraft der sinnlosen Ausbeutung der Ökosphäre, wo es nur um eines geht: Wachstum um jeden Preis, und sei es um den der Selbstvernichtung. Sie grinst mich an auf den Aktienmärkte, die die Kapitalflüssen der Banken rund um die Welt steuern: Wo kann das Geld mit noch weniger Einsatz noch mehr Profit bringen? Die Arbeitsplatzvernichtung in den Industriestaaten, im Namen der Gier. Die Kriege des Nordens gegen den Süden, um sich Rohstoffe und Absatzmärkte zu sichern, von der Kolonisation seit dem 17. Jahrhundert über Vietnam bis zur Golfkrise: Gier. DAS ist das Gesicht hinter den schönen Reden, das ist die zivilisierte Welt. Der Streit der Kirchen, ihre Missionstätigkeit, alles aus Gier nach Macht, Einfluss und Geld. DAS ist die zivilisierte Welt. Die Kinder, die mit ihren Computerspielen schon seit Jahren die Zerstörung New Yorks simulieren, weil ihnen die Eltern keine Alternativen bieten. DAS ist die zivilisierte Welt!
Was hat denn die AIDS-kranke Prostituierte in Thailand davon, dass "die Welt zusammenrückt"? Wird sie zum Shoppen nach New York jetten? Das Geld von ihren gierigen Sextouristen wird nicht mal für die Medikamente reichen, deren Preise von den Pharmakonzernen künstlich hochgehalten werden. Wo ist die "offene Gesellschaft", die Flüchtlinge ertrinken lässt, nachdem sie selbst das Elend über diese Landstriche gebracht hat. Was sind das für "friedliebende Völker", deren Vertreter in Seattle und Genua zusammenkamen, um dafür zu sorgen, dass Politik, Geld und wirtschaftlicher Abhängigkeit die Waffen bleiben, um 2/3 der Welt weiter auszubeuten?
Es war der freie Wille der Menschen, die im World Trade Center und im Pentagon gearbeitet haben, dieses System zu unterstützen. Sie waren keine armen Menschen. Ihre Vorortvillen standen auf den Leichen tausender Kinder, die in der Sahelzone verhungerten, während wir Nahrungsmittel ins Meer kippten; auf den Leichen von Indianern am Amazonas, die umgebracht wurden, damit wir billige Steaks von freilaufenden Rinderherden essen können. Dem Menschen, der - wenn es nun wirklich Osama Bin Laden war - diesen Terrorakt angezettelt hat, wird eine überdurchschnittliche Bildung, ein zurückhaltendes Wesen und eine ausgesprochene Höflichkeit im zwischenmenschlichen Umgang bescheinigt. Er hat, außer seinem islamischen Glauben, nur einen Nachteil: Er lebt in dem Teil der Erde, der der Hinterhof der "1." Welt ist. So kann man, wenn man ehrlich ist, nur eines feststellen: Der Anschlag auf das Pentagon und das World Trade Center sind lediglich eine perverse Antwort auf unsere perverse Zivilisation. Und machen wir uns keine Illusionen über unsere "zivilisierte" Antwort: der amerikanische Cowboy wird seine ganz große Pistole auspacken und ein paar Landstriche des Hinterhofes im Namen des "zivilisierten christlichen Abendlandes" in die Steinzeit zurückbomben..." ´(Wulf Mirko Weinreich - gefunden von McGoohan)

Diese schriftliche Art eines gegen sich selbst gerichteten Sadismus wird in den nächsten Wochen und Monaten wohl immer wieder auftauchen. Das interessante an diesem Text, ist nicht sein Inhalt, sondern die eigene Reaktion. Unwillkürlich zuckt man innerlich zusammen, und denkt verschämt oder verärgert: "Jaja, so ist das schon" und das schlechte Gewissen setzt ein. Ging mir so. Doch dann stolperte ich über diese Forumlierung:

Es war der freie Wille der Menschen, die im World Trade Center und im Pentagon gearbeitet haben, dieses System zu unterstützen.

So kann man nicht argumentieren. Wir sind alle nur Teile eines Systems. Wenn man den Gedanken weiterführen würde, könnten die Amerikaner in ein paar Tagen auch sagen."Hey, Idiot, Du bist ja freiwillig ein Muslim, also wundere Dich nicht wenn eine Smart Bomb auf Deinen Schädel fällt". Und wenn der Araber dann sagt: "Hey, aber Du tust ja nix für die hungernden Kindern in Somalia!", dann kann der Ami locker und auch noch zu recht sagen."Du etwa?" Das reiche Saudi Arabien ist nicht gerade bekannt dafür, den quasi Nachbarn in Afrika permament unter die Arme zu greifen. Auch in Ost-Timor oder in Tibet konnte man wenig von deren Geld oder Hilfe sehen. Aber das bringt es ja nun auch nicht.
Wir alle sind Teil eines Systems. Eines Systems, das so verworren ist, das wir es sogar dann unterstützen, wenn wir den Rechner anschalten und ins Internet gehen, denn damit finanzieren wir alle irgendwie AOL, Sony oder Bertelsmann. Wir können uns aus dem System auch nur schwer lösen, denn selbst der berühmte Schafhirte in Neuseeland ist mittlerweile einer weltweiten Schaftquotenregelung unterworfen.
Das Problem ist auch nicht nur die Gier allein. Gier ist auch ein christliches Problem, und zählt nicht umsonst zu den sieben Todsünden. Das Teilen ist im Christentum als Gesetz nicht verankert. Im Gegensatz zum Islam (Koran), wo es Usus ist, das die Reichen zumindest während des Ramadan, in die Armenviertel gehen und Brot, Geld und Medikamente verteilen. Aber das Problem "Arm" und "Reich" haben alle Gesellschaften, unabhängig von der Religion, oder der Staatsform.
Uns sind wir doch mal ehrlich: So schlecht ist das System nicht. Der Sozial und Lebensstandart ist der Beste den man in der Geschichte jemals erreicht hat. Dumm nur, das er nicht für ALLE gilt.
Das Problem ist die Verteilung von Geld. Ein einfaches Beispiel. Bill Gates hat (ich schätze mal blind) 50 Milliarden Mark Vermögen. Würde er jedem somalischen Bürger eine Millionen Mark auf ein Konto überweisen, wäe er kaum ärmer, alle Somalier aber reicher.
Das Geld der Industrienationen reicht locker und längst um die meisten Probleme der Welt zu lösen. Und genau DA fängt das Problem an. In dem Moment, in dem man alles Geld verteilt, in dem man sozusagen alle "gleich" machen würde, wird Geld unwichtig. In dem Moment verschwindet auch die Machtbasis der meisten Staaten und Religionen. Und ich meine hier nicht nur die westliche Zivilisation. Solange man Abhängigkeiten schafft, solange hat man Macht. Das war bisher zumindest so, denn wir lebten im kalten Krieg. Hat ein Staat von der einen Seite was genommen, war denen hörig und umgekehrt.
Neo-Imperialismus nannte man das auch mal modisch vor ein paar Jahren. Auf die ein oder andere Weise praktizieren das alle Staaten, die eine gewisse ökonomische Macht innehaben.
Ich empfehle in diesem Zusammenhang daher das Buch "Terror der Ökonomie" von Vivanne Forrester zu lesen.
Don Dahlmann

Montag, September 17, 2001

Back again


Leider mußte recht unerwartet ein Woche im Krankenhaus verbringen. Daher die kleine Pause. Offenbar habe aber nicht nur ich, sondern auch die Kommentarfunktion einen Aussetzer. Wird beides behoben.
Danke an dieser Stelle für all die besorgten Mails und Genesungswünsche!!!
Don Dahlmann

Freitag, September 07, 2001

Böööööh


Krank und allein sein, und sich dann auch auch noch anhören müssen, daß dies alles sich sicher bald ändert ist sowas von sch****. Vielleicht liegts auch an der Musik

Aber manchmal fällt das Leben in ein Loch.

Nachtrag: Habe gerade leichte bis mittelschwere Panikattacken bzgl. des Alleinseins. Man möge das verzeihen.

Das Herz wird eng, die Brust wird weit. Das Licht das scheint, heraus es will, doch gefangen ist es, dort tief drunten. Scherbenmaschinen mahlen laut und qaulvoll, außer sich vor Wut. Im dunklen Geiste quillt einsam dickes Blut, pulsiert heraus. Während die Fabriken stöhnen und Gegenwärtiges produzieren, das doch morgen vergessen ist, Die Ranken verkümmern an der Rebe.

Don Dahlmann

Bitte bleiben sie dran


Kleine Krankheits bedingte Pause. Mit einem Kopf in dem halbflüssiges Gelee rumtreibt ist das posten keine rechte Freude. Also liege ich im Bett, was auch nicht schön ist. Da macht man sich so seine Gedanken. Wie das ist, krank zu sein. Warum das so ist. Wie kommen fiese Viren und böse Bakterien dazu sich meines Körpers zu bemächtigen, bzw. dessen Funktion einzuschränken? Frechheit, das.

Und dann bekommt man auch noch sowas per Mail....

Wenn du 8 Jahre, 7 Monate und 6 Tage schreien würdest, hättest du genug Energie produziert um eine Tasse Kaffee zu erwärmen. (Ob sich das lohnt?)

Der Orgasmus eines Schweines dauert 30 Minuten. (In meinem nächsten Leben wäre ich gerne ein Schwein)

Wenn Du deinen Kopf gegen eine Wand schlägst verbrauchst Du 150 Kalorien. (Ich muß immer noch an das Schwein denken.)

Eine Kakerlake kann 9 Tage ohne Kopf überleben, bevor sie verhungert. (Was macht sie ind er Zeit?)

Einige Löwen paaren sich bis zu 50 mal am Tag. (Ich wäre trotzdem lieber ein Schwein. Qualität über Quantität.)

Elefanten sind die einzigen Tiere die nicht springen können. (Ist -glaube ich- auch besser so)

Der Urin einer Katze phosphorisziert im Dunklen. (Wen bezahlt man eigentlich um so etwas zu erforschen?)

Das Auge eines Straußes ist größer als sein Gehirn. (Ich kenne Menschen bei denen ist das nicht anders)

Seesterne haben kein Gehirn. (Auch solche Typen kenne ich)

Menschen und Delphine sind die einzigen Lebewesen die wegen der Freude Sex haben. (Hey! was ist mit dem Schwein??)

Don Dahlmann

Mittwoch, September 05, 2001

Eine Adresse ist eine Adresse


Manche Menschen haben unglaublich lustige Ideen, wenn sie sich überlegen, wie sie im Internet erreichbar sein wollen. Die hier macht wirklich keinen Spaß, muß man sie per Hand eingeben. Wie man diesen Herrn unter der Adresse finden soll, ist mir auch eher ein Rätsel. Immerhin gibt es hier eine völlig neue Art des gemeinschaftlichen Trinkens.
DIE hätte ich unter DER Adresse nie gefunden und die sollten sich überlegen ob man eventuell nicht den ein oder anderen Bindestrich aus der URL rausläßt.
Wie beruhigend dagegen diese Seite wirkt. Tolles Webdesign.

Und einen Download habe ich heute auch noch im Angebot: Rechts klicken, speichern untern, lachen (ca 1,1 MB)

Nachtrag: Schlecht gelaunt? Hier gibt es Hilfe!
Don Dahlmann

Montag, September 03, 2001

Kinski


"Mir brennt die eigne Haut wie Feuer
Und mein Blut ist wie ein unberechenbares Tier
Ich flieh vor mir und meinem Leben
und hasse mich, der mich vernichten will.
Aber ich bitte Gott um Schmerz und schweres Leben
und um Gedanken nach dem Fieber
ich will für jede Blume leiden, wenn sie lebend stirbt
und will auch immer dankbar sein, wenn es in jedem Jahre Frühling wird
und will die Kraft abwarten nach den Schmerzen.
Gott gib mir Kraft die Zwischenzeiten auszutragen - ohne Schrei
und gib mir Demut für den großen Schoß."

Klaus Kinski.
Bei Amazon.

Don Dahlmann