Montag, Mai 28, 2001

Inhaltloser Dackel


Wenig Zeit. Aber habe am Freitag eine Dame in der U-Bahn erspäht, welche sich knapp über dem linken Knöchel einen Dackel in die Haut tätowiert hatte. Na gut, mag ja sein, das sie eine besondere Beziehung zu diesen Hunden hat. Mich erinnert ein Dackel zwar immer an eine behaarte Salami, aber schlimm wäre es auch, wenn sich die Dame zu mexikanischen Nacktkatzen hingezogen fühlen würde. Warum die U-Bahn fahrende Frau sich allerdings den Dackel nur als Umriss, sozusagen wie mit einem Edding aufgemalt, in Fleisch hat tätowieren lassen, wird ihr Geheimis bleiben. Ich hab mich nicht getraut zu fragen, denn es würde schon ein bißchen blöd aussehen und klingen, wenn man eine nicht eben zartbesaitet aussehnde Frau in einer überfüllten U-Bahn Freitag Frühabends nach dem Sinn einer hässlichen Tätowierung fragt.

Dienstag, Mai 22, 2001

Sepp Herberger Gedächtnis Hosen


Neulich bei Karstadt. Ich möchte meine Beinkleider Kollektion erweitern, da ich denke, das zwei Hosen auf Dauer einfach ein bißchen zu wenig sind, zumal sich eine Hose im Zustand mittlerer Hosenverwesung befindet und den Weg alles irdischen geht. "Kauf Dir ja was anständiges" hatte mich meine Mutter sorgenvoll gewarnt. Dieses Gedanken im Kopf nährte ich mich der konservativen Ecke von Karstadt, in der Hoffnung ein klassisches Stück Stoff zu finden. Der Verkäufer war sehr nett, und drückte mir etwas zeltartiges in die Hand. "Hier, ist sehr in" Nun habe ich eine prinzipielle Ablehnung gegen "In" sachen, aber ich dachte mir "Ach komm, sei kein Frosch." Gesagt getan, doch die Hose war ein wenig lang. "Das haben sie auch falsch gemacht" ermahnte mich der Verkäufer. Wie, frug ich mich, kann man eine Hose falsch anziehen? Es gibt eigentlich nur eine Möglichkeit, aber diese hatte ich mit einem kurzen Blick ausgeschlossen. Die lässigen Taschen waren vorn. "Wie? Falsch?" keifte ich den Verkäufer an, der daraufhin kurzerhand den Bund ergriff und die Hose in ungeahnte Höhen zog. So vor dem Spiegel stehend, sah ich aus wie Sepp Herberger anno 1954. Die Hose knapp unter den Achselhöhlen. Das soll modern sein?

Montag, Mai 21, 2001

Dicker Wahnsinn


Gestern hätte ich zum allerersten Mal in meinem Leben gerne eine Talkshow mit meiner Anwesenheit belästigt Nicht in einer dieser Hinterhof Dinger am Nachmittag; nein Abends, das entspricht auch eher meinem geistigen Naturell, das eben Abends auf geflügelten Wahn und auf kleinen Sonnenstrahlen tanzt. Gestern zappte ich gelangweilt durch die Programme und erspähte auf n-tv eine Talkshow in der es um die Frage des Diätenwahn ging. Selber nicht eben dürr, nahm ich die Sendung in Angriff. Anwesend war auch dieser Herr Steinhöfel, jener impertinente Mensch, der mal für Media Markt Werbung gemacht hat, und von sich behauptet Jurist zu sein. Dieser Mensch legte eine hübsche Gesinnung an den Tag, als er meinte, man solle doch bitteschön dicken Männern oder Frauen, die Krankenkassenbeiträge erhöhen, da sie durch ihren Hang zu guten Essem, im Alter die Krankenhäuser mit Folgeschäden vollstopfen würden. Zwar schwiegen die anderen Teilnehmer der Runde leicht pikiert, aber nicht mal Erich Böhme kam in seiner Senilität auf folgendes Argument, welches mir augenblicklich durch meine sogar vom Rotwein leicht umnebelten Gehirnwindungen schoss. Also, wenn ich da gesessen hätte, dann hätte ich ruhig und süffisant und total konrolliert und überhaupt ganz überlegen und cool geantwortet: "Dafür zahlen die Übergewichtigen Menschen jetzt die gerissen Bänder, Schürfwunden und Knochenbrüche der Menschen, die meinen jeden Tag Sport machen zu müssen. Das gleicht sich also aus." Hah! Da hätte der Steinhöfel aber geschaut, und alle hätten nach einer Sekunde der totalen Fassungslosigkeit ob dieses genialen Gedankens tief Luft geholt und zustimmend genickt. Aber ich war ja nicht eingeladen und so konnte ich nur den Satz in Richtung meines Fernsehers sagen.
Dafür habe ich bei bettyford dann eben noch etwas sehr, sehr lustiges gelesen, und ich frage mich, wie wohl ein Mensch denkt, der sich in einem Elefanten-Zoologen im Fernsehen verliebt, der bis zur Schulter in einem Ende einer Elefantenkuh steckt. Ich glaube, ich bin jetzt dabei mich zu verlieben (In Betty, nicht in den Zoologen oder die Elefantenkuh)

Sonntag, Mai 20, 2001

Todschickes Poppen


Sonntag Nachmittag. Schon immer eine blöde Zeit gewesen. Als Kind besuchten wir immer Tanten, Omas und sonstige Menschen die in irgendeinem, zumeist für mich sehr zweifelhaften Verwandschaftsgrad standen. Sonntag Nachmittag bedeutete, das ich mich in Klamotten zwängen mußte, von denen meine Mutter völlig überzeugt war, daß sie t o d s c h i c k seien, und bei den zu besuchenden Verwandten Heulkrämpfe aus lauter Neid auslösen würden. Aber meine Verwandten dachten noch nicht mal im Traum daran, und schon gar nicht, nachdem der Eierlikör auf dem Tisch stand. Das war sehr frustrierend, zumal man auch mit den t o d s c h i c k e n Klamotten auch nichts vom dem tun durfte was man sonst gerne so tat, zum Beispiel auf den Boden setzen. "Setzt Dich nicht auf den Boden mit den schönen Sachen" hieß es dann immer, in zumeist scharfen Ton, und bevor man überhaupt daran dachte, sich auf dem Boden zu fläzen. Denn auch als Kind, will man sich nicht permanent auf dem Boden rumtreiben. Es sei denn, man hat t o d s c h i c k e Klamotten.
Ich habe den Drang, besonderns ansehnliche Kleidungstücke sofort zu beschmutzen, bis heute. Erfreue ich meine Kollegen und Kolleginnen mal mit einem frisch gereinigten Sakko, kann ich Gift drauf nehmen, das ich a) Mittags ein Brötchen esse, auf dem sich 3 Liter Remoulade befinden, und sich b) ein großer Tropfen dieses Zeugs an eine für alle sofort sichtbare Stelle meines Sakkos heftet. Das ist auf Dauer ganz schön teuer, diese Reinigungen, also ziehe ich halt schraddelige T-Shirts an, die das Auge meiner geschätzten Kollegen und Kolleginnen zwar nicht immer erfreuen, aber sauber bleiben.
Heute setze ich mich auch noch ab und an und ohne Rücksicht auf die Mode auf den Boden, aber ich wohne ja auch alleine. Deswegen sind mir Sonntag Nachmittage allerdings weiterhin verhasst. Denn was kann man alleine und recht unmotiviert an einem Sonntag Nachmittag machen? Entweder man trinkt Samstag Abend so viel, das den ganzen Sonntag mit Regenerierungs-Aufgaben zu tun hat, oder man langweilt sich, und überlegt, in welche Läden man seine (mittlerweile selber gekauften) t o d s c h i c k e n Klamotten ausführen kann. Oder was man Essen kann. Oder ob die Tennisübertragung auf Eurosport vielleicht doch ganz spandend ist. Oder ob man vielleicht dieses Panzerarmband aus ebenso puren wie minderwertigen Gold bei H.O.T. erstehen soll. Päarchen haben es besser. Die können Sonntagnachmittag wenigstens poppen.

Samstag, Mai 19, 2001

Dankbar



Bin ich sehr. Dieses Forum ist so wunderbar, wundervoll und reizvoll, das ich meinen Schreibtischstuhl jedesmal zur Seite schiebe und auf den Knien meine Posts tippe. Naja...war jetzt gelogen. Aber im Geiste!

Chillen


Bei manchen Sachen fragt man sich schon: Werde ich alt, oder ist dieser Trend einfach wirklich scheisse? Diese Deutsch Hip-Hop Community nervt zum Beispiel. Mal abgesehen, das mich ich nicht glaube, das es sich in Braunschweig wie in einem L.A. Ghetto lebt, und die Formulierung "Yo, das geht zu meinen Homies draussen. You rule" irgendwie affig ist, finde ich das ein die aktuellen und teuren Mode von 'Nike', 'Levis' und 'Homeboy' tragender Mensch sich nicht wirklich über mangelndes Geld oder sonst welchen Unterdrückungen wirklich beschweren kann. Aber ist das Generve in anderen Szenen anders? Gerne habe ich mich ja immer mal wieder dem wogenden und treibenden Klängen von Goa Musik hingegeben, welche auch vortrefflich zu sanften Stimmungsaufhellern aller Art paßt. Wenn man also so träumend auf der Tanzfläche vor sich hin hoppelt und den spährischen Klängen lauscht, ist das sehr schön. Weniger schön finde ich jedesmal (so fern ich in meinem Alter dererlei Tanztempel überhaupt noch betrete) den Gang in die Chill-Out Zone. Denn entweder sind die ausgelegten Matten völlig mit Bier, Tee (aber aphrodisierender Tee) Tabakresten und anderen nicht näher bestimmbaren Unrat verziert.Oder aber es tummelt sich eine schwäbische Schulklasse (Oberstufe) auf der Liegewiese, und sie verwechseln diesen Ort mit ihrer Wohnung und verschaffen ihren Partnern den ersten öffentlichen Orgasmus. Nix gegen einen Orgasmus, aber das ist nicht soooo chillig, wenn man nach drei Stunden hüpfen schweißgebadet seine Ruhe haben will. Außerdem ist mir bei der Gelegenheit aufgefallen, das diese Menschen permanent aufstehen, sinnlos rumlaufen und sich wieder hinsetzen. Tanzen tun sie selten. Sie stehen nur immer auf und laufen sinnlos rum. Komisch.

Lustig


Ist das ja alles nicht immer in diesem Leben.Warum haben Menschen zum Beispiel einen so sinnentleerten Blick, wenn sie auf Rolltreppen stehen? Wahrscheinlich haben Menschen auch beim Spülen des wöchentlich angehäuften Geschirrs so einen Gesichtsausdruck, aber das kann ich nicht bestätigen, denn ich habe a) keinen Spiegel in meiner Küche gegenüber der Spüle und b) seit neuestem eine Putzfrau. Eine Investition, zu der mich sogar meine Mutter süffisant beglückwünschte. Fürwahr, die Anschaffung einer Putzfrau hat mein Leben deutlich angenehmer gemacht. Es hat mich 15 Jahre gekostet festzustellen,daß ich ehrlich gesagt völlig unfähig bin, einen einigermaßen tragbaren Zustand von Sauberkeit in meinen Wohnungen aufrecht erhalten zu können. Nachdem ich dann noch mein Gewissensbisse bzgl. Ausbeutertum beseitigt habe, lebt es sich in einer von einem Engel geputzten Zimmer deutlich besser. Ich bin sehr glücklich.